Leider sind wir noch weit von einer gleichmäßigen Verteilung der Mandate im Aufsichtsrat entfernt. Zwar gibt es seit 2016 eine Frauenquote, um dieses Ungleichgewicht zu verringern, aber die Fortschritte sind sehr langsam. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass noch dringender Handlungsbedarf besteht.

Laut FidAR Frauen in die Aufsichtsräte e.V.AR liegt der Frauenanteil in deutschen Aufsichtsräten derzeit bei 35,4 %. Das mag auf den ersten Blick nicht so schlimm erscheinen, bedeutet aber auf der anderen Seite auch, dass immer noch mehr als 60% der Sitze von Männern besetzt sind. Das zweite Leadership-Gesetz von 2021 soll zu mehr Dynamik in der Entwicklung des Frauenanteils in Aufsichtsräten führen, aber aus gesellschaftlicher Sicht liegt noch viel Arbeit vor uns.

Vielfältige Managementteams treffen bessere Entscheidungen: Dies haben mehrere Studien gezeigt. Laut einer Studie der Boston Consulting Group erzielen vielfältige Teams 46 % ihres Umsatzes mit Innovationen. Im Vergleich dazu betrug dieser Anteil bei weniger vielfältigen Teams nur 26 %.

Doch leider erfüllen viele Aufsichtsräte die Anforderung der Diversität nicht, denn nach der Systemtheorie bräuchte man mindestens 30% “unterschiedliche Menschen” in einem Team, um Veränderungen in einem System zu bewirken. Was wir also brauchen, sind mehr erfolgreiche und qualifizierte Frauen, die mit ihrer Erfahrung und ihren frischen Perspektiven Innovationen vorantreiben. Und sie sind gar nicht so selten.

3 Maßnahmen für mehr Gleichberechtigung in Aufsichtsräten

• Den Weg zum Wandel festlegen

Solange die Entscheidungsträger weiterhin hauptsächlich Männer fördern und Frauen “umgehen”, ist es noch ein weiter Weg bis zur Gleichberechtigung in den Aufsichtsräten. Ich bin sehr für eine Gesetzesänderung, aber ein wirklicher gesellschaftlicher Wandel ist noch sehr langsam.

Die Geschäftsführung sollte die Verantwortlichkeiten festlegen und die Messbarkeit sicherstellen. Eine regelmäßige Berichterstattung über die Vielfalt bei der Einstellung und der Personalentwicklung kann ebenfalls nützlich sein, und eine Kommunikationsstrategie zur Förderung der Vielfalt als Unternehmenswert kann sehr vorteilhaft sein.

• Frauen unterstützen

Dazu gehört, dass die Arbeit der Frauen stärker anerkannt wird und ihre Ideen bei den täglichen Entscheidungen berücksichtigt werden. Frauen scheiden oft wieder aus Führungspositionen aus, weil sie in Ausschüssen isoliert sind und ihre Ideen überstimmt werden. Hinzu kommt, dass Frauen oft erst dann in verantwortungsvolle Positionen kommen, wenn Männer versagt haben, was zusätzliche Herausforderungen schafft.

Ein gutes Change-Management spielt hier eine entscheidende Rolle, um den Mitarbeitern die Bedeutung eines vielfältigen und gleichberechtigten Teams und die damit verbundenen kurz- und langfristigen Vorteile für das Unternehmen bewusst zu machen. Um möglichst viele unterschiedliche Lebensrealitäten und soziale Perspektiven im Unternehmen und auch auf der Führungsebene abzubilden, ist es zudem sinnvoll, unterschiedliche Beschäftigungsmodelle zu schaffen, die beispielsweise Elternschaft, aber auch die Pflege kranker Angehöriger berücksichtigen.

• Die angewandten Maßnahmen kontinuierlich bewerten

Die Führungskräfte sollten überprüfen, ob die gesetzten Ziele greifen, und sich fragen, welche weiteren Initiativen die Aufstiegschancen von Minderheiten und Frauen deutlich verbessern könnten, und diese dann umsetzen.

4 nützliche Tipps für Aufsichtsrätinnen

• Mehr Selbstvertrauen und einfach mal machen:Viele Frauen neigen dazu, ihre eigenen Erfolge und Qualifikationen herunterzuspielen. Nütze deine Chancen und feiere deine Erfolge und die anderen Frauen.
• Aktiv bleiben: Die drei goldenen „W“s – Weiterbildung, Workshops und Webinare – sind effektive Werkzeuge, um kontinuierlich zu wachsen. Nutzt diese Ressourcen, um dich weiterzuentwickeln und eigens gesammeltes Wissen mit anderen zu teilen. Besucht Veranstaltungen, die den Austausch und die Vernetzung mit anderen erfolgreichen Frauen fördern.
• Mutig sein: Zum Verantwortungsbereich von Aufsichtsrätinnen gehört es, auch schwierige Themen an- und unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Nur so können innovative Lösungen für Unternehmen gefunden werden. Dabei ist es wichtig, alle Personen stets mit Respekt zu behandeln, aber seid auch bereit, mal auf Widerstand zu stoßen und Entscheidungen verteidigen zu müssen.
• Strategisch netzwerken:Baut berufliche Netzwerke auf, um anderen zu helfen und gleichzeitig eure eigene Position zu stärken. Empfehlt deine Kolleginnen weiter und bittet genauso selbst um Empfehlungen. So lässt sich ein starkes Netzwerk aufbauen, auf das frau zählen kann.
• Kein Schubladendenken:Beziehe dich nicht nur auf Menschen in deinem unmittelbaren Umfeld. Inspiration und gute Ratschläge können von überall herkommen. Treffen Sie sich mit Kollegen aus anderen Abteilungen oder Unternehmen. Das wird Ihren Horizont erweitern und Ihnen neue Perspektiven eröffnen.

Fazit

Anlässlich des Weltfrauentags ist es sinnvoll, daran zu erinnern, dass die Präsenz von Frauen im Aufsichtsrat deutlich erhöht werden muss, und zwar nicht nur um die Erfüllung der festgelegten Quote willen. Von dieser Idee müssen wir uns unbedingt verabschieden. Niemand will unqualifizierte Frauen in Vorstände berufen, aber es ist wichtig, gleiche Chancen sowohl für Frauen als auch für gleich qualifizierte Männer zu schaffen und zu fordern.

Wie der Titel dieses Artikels andeutet, können wir nur mit einem vielfältigeren Aufsichtsrat die Entscheidungsprozess bereichern und so innovativere und rentablere Unternehmen schaffen. Dies erfordert jedoch mehr als nur rechtliche Maßnahmen.

Um mehr über die aktuelle Situation von Frauen in Vorstands- und Aufsichtsratspositionen in Deutschland zu erfahren, empfehle ich die Studie “Women on Board Index 185” des FidAR Frauen in die Aufsichtsräte e.V.: https://www.wob-index.de/wob185.html