Checklist: wie kann man ein Beirat richtig besetzen?

November 28, 2023

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Bei der Einrichtung eines Beirats stellen sich sicherlich viele Fragen, von der idealen Größe des Gremiums über die Vorgehensweise bei der Rekrutierung bis hin zu den erforderlichen Kompetenzen usw. Hier sind einige der wichtigsten Punkte, die ich für sinnvoll halte:


✔ Ein Beirat-Konzept erstellen

Vor der Auswahl der Mitglieder des Beirats ist es wichtig, sich Gedanken über den Zweck des Beirats zu machen. Welche Aufgaben das Gremium hat, hängt eindeutig von der Größe und den Bedürfnissen des Unternehmens ab.

Beiräte sollten nicht um Personen herum gebildet werden, sondern auf der Grundlage eines Beiratskonzepts, das den erwarteten Nutzen und die Aufgaben genau definiert. Nur so können die Kompetenzen, die der Beirat zur Erfüllung seiner Aufgaben benötigt, abgeleitet werden. Von dort aus können die Anforderungsprofile der einzelnen Beiratsmitglieder definiert werden und die Suche nach den richtigen Personen kann beginnen.


✔ Neutralität sichern

Die Objektivität der Arbeit des Beirats kann durch Personen beeinträchtigt werden, die bereits geschäftliche oder persönliche Beziehungen zur Geschäftsführung oder dem Unternehmen unterhalten. Es ist daher ratsam, Dienstleister, die das Unternehmen bereits beraten, als potenzielle Kandidaten auszuschließen, unabhängig von ihrer fachlichen Kompetenz oder ihrem Wissen über das Unternehmen.

Ebenso ist der bisherige Geschäftsführer nicht unbedingt der ideale Kandidat, vor allem, wenn die eigenen Kinder in der Geschäftsführung tätig sind. Hier ist der Perspektiven- und Rollenwechsel vom “Macher” zum “Motivationsberater” oft problematisch.


✔ Die Situation des Unternehmens berücksichtigen

Abhängig von der Ausgangssituation des Unternehmens und der Familie können unterschiedliche Beiratskonzepte entwickelt werden. Ein Familienunternehmen mit einer festen Führungsstruktur und ohne Generationswechselprobleme wird seinen Beirat anders besetzen als ein Betrieb, bei dem sich die Eigentümerfamilie auf eine reine Anteilseignerrolle zurückgezogen hat.

Der Beirat muss auch ein gewisses Fingerspitzengefühl im Umgang mit Sonderfällen haben, wie z.B. Beiräte, die im Rahmen eines Generationswechsels eingerichtet werden. In diesem Fall sollte der Beirat in der Lage sein, die Diskussion darüber zu führen, was im besten Interesse des Unternehmens ist. Auch hier gilt: Neutralität ist das A und O bei der Arbeit eines Beirats.


✔ Zeitgemäße Kompetenzen

Laut einer PwC-Studie fehlt es den Beiräten an zukunftsorientierten Kompetenzen.

Kaufmännische und strategische Kenntnisse stehen in den Beiräten an erster Stelle (93 % bzw. 88 %), gefolgt von Produktionskenntnissen (63 %) und Marketingkenntnissen (58 %). Allerdings sind Kenntnisse in Bezug auf Innovation und Digitalisierung viel seltener: nur ein Viertel (27 %) der Beiräte verfügen über solche Fähigkeiten.

Bedauerlicherweise entwickeln sich die Kompetenzen der Beiräte nicht so schnell weiter wie die Bedürfnisse des Marktes. Die Expertise und Kompetenzen von Beiräten müssen dringend erweitert werden. Nur so können sie wertvolle Impulse für neue Geschäftsmodelle, digitale Technologien und Nachhaltigkeitsthemen geben und einen neuen Blick auf das Unternehmen werfen.

Neben den Kompetenzen ist es ratsam, das Alter der Mitglieder des Beirats zu überprüfen und darauf zu achten, dass sie nicht zu alt sind, da der Durchschnitt der Mitglieder zwischen 46 und 68 Jahren liegt.


✔ Angemessene Vergütung

Das breite Aufgabenspektrum und die zunehmende Verantwortung der Gremienmitglieder spiegeln sich nur bedingt in der Vergütung wider: Über ein Viertel der in der PwC-Studie befragten Unternehmen vergüten ihre Beiratsmitglieder immer noch mit weniger als 10.000 Euro pro Jahr. Knapp die Hälfte (45%) der Gesellschafter vergütet ihre Beiratsmitglieder mit mehr als 20.000 Euro.

Allerdings werden Stellvertreter und Vorsitzende verständlicherweise höher entlohnt als ordentliche Beiratsmitglieder: mit ca. 25.000 bzw. 40.000 Euro pro Jahr. Ebenso erhält ein Viertel der Vorsitzender mehr als 50.000 Euro.

Eine angemessene Vergütung ist von entscheidender Bedeutung, um engagierte Beiratsmitglieder zu gewinnen, die sich intensiv mit dem Unternehmen beschäftigen und einen echten Mehrwert für das Unternehmen schaffen.


✔ Regelmäßige Bewertung

Um eine langfristige Wirksamkeit zu gewährleisten, müssen sowohl die Arbeit des Beirats als auch die Gültigkeit seiner Kompetenzen regelmäßig überprüft werden.

In den Worten von Dr. Frank Mathias, Geschäftsführer des Familienunternehmens Rentschler Biopharma: “Regelmäßige Evaluationen der Beiratsarbeit im Zweijahres-rhythmus gehören zu einer professionellen Gremienarbeit dazu”.

Beiräten sollten sich regelmäßig fragen: Was läuft gut und wo müssen wir etwas verändern? Leider haben viele noch keinen kontinuierlichen Lernprozess durch Feedback und Evaluation etabliert. Die PwC-Studie bestätigt dies: Mehr als die Hälfte der Familienunternehmen werten die Effektivität der Beiratsarbeit nicht regelmäßig aus. In jedem fünften Unternehmen übernehmen die Gesellschafter die Bewertung ihres Kontrollgremiums.

Außerdem überlassen in 17 % der Familienunternehmen die Gesellschafter die Beurteilung des Wertbeitrags dem Beirat selbst, und in jedem zehnten Familienunternehmen beurteilen Geschäftsführung und Beirat diesen gemeinsam, unabhängig von der damit verbundenen Befangenheit des Beirats.

Fazit

Abschließend ist festzustellen, dass die professionelle Besetzung von Beiräten ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Familienunternehmen ist. Ist der Zweck des Beirats und damit die notwendigen Fähigkeiten seiner Mitglieder festgelegt, geht es nur noch darum, sie mit einer angemessenen Vergütung und einem periodischen Bewertungssystem zu motivieren, das es dem Unternehmen ermöglicht, Verbesserungsbedarf im Beirat zu erkennen und das Gute zu feiern.